
Mit Inspiration in einem Musterhauspark war es für uns klar – ein Haus muss her. Wir haben geplant, gemalt, gerechnet und philosophiert. Wie soll das Schmuckstück aussehen? Wie groß wird es? Wo genau soll es stehen? Das waren unsere anfänglichen Fragen und wahrscheinlich auch die vieler Bauherren und Baudamen. Recht schnell kamen wir zu dem Punkt: Was können wir uns leisten? Dass der Faktor Erde hier eine wesentliche Rolle spielt, war uns zu diesem Zeitpunkt alles andere als klar.
Ein schöner Bauplatz war gefunden. Die Vorbesitzerfamilie hatte hier ordentlich Erde auffüllen lassen, sodass wir uns einen herrlichen Blick über das Direkt angrenzende Feld bis hin zu einem Wald gesichert hatten. Toll. Keine Nachbarhäuser, die einem den Blick versperren. So die Theorie.
Schon beim ersten Blick in die Bauvorschriften wurde unser Bild von einem Haus, quasi über den Dächern der anderen, zerstört. Mit der vorgegebenen maximalen Fürsthöhe (vom Straßenniveau aus) hätte es ein wirklich flacher Flachbau werden müssen.
Also erweiterten von nun an Phrasen wie „Berechnung Erdvolumen“, „Erdaushub“, „Deponie“, „Aushub entsorgen“, „Transportkosten“ uvm. unseren Wortschatz. Die viele Erde, zu großen Teilen kostbare Muttererde, musste weg.
Schnell war klar, dass eine Deponie keine Option für uns war. Bei der Masse an Aushub hätte uns das einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet.
Also auf zur Interessentensuche. Ein bekannter Weinbauer der Region war schnell gefunden und hat vergewissert all unsere Erde abzunehmen. Mit diesem Glauben treffen wir uns zwei Tage vor dem Start der Erdarbeiten um die Abkippstelle ganz in der Nähe seines Restaurants zu begutachten. Ausgestiegen und kurz das Feld begutachtet, dann startete für uns der Bau-Albtraum der leider Realität war. Für uns noch verständlich schien die Forderung, dass wenn Durch die großen LKW’s die Schotter-„Straße“ beschädigt wird, entsprechende Kosten Durch uns zu tragen wären. Auch wenn es uns noch einleuchtete, wurden wir stutzig. Mit dem Nachweis guter Z0-Erde in der Hand abgesichert, fragten wir nach einer Aufteilung der Kosten. Dem Ein-Minütigen cholerischen Gezeter und dem Davon-Rauschen des Weinbauers folgte Totenstille unterbrochen von resigniertem Schluchzen bei einer Hälfte von uns. Im Staub verschwunden unser Erlöser von unnötigen Kosten und umso klarer die Fragezeichen … Wohin nun mit der ganzen Erde? … Die Deponiekosten können wir nicht zahlen … Der Erdarbeiter steht mit riesigem Bagger und einem LKW bereit … Wie genau solch eine Situation vermieden werden kann, erfahrt ihr jetzt.
Schnelle TO-GO-Infos:
Was viele nicht wissen: Erde ist kein Müll, sondern sehr wertvoll und muss daher nicht für oft hohe
Kosten (Transport-/Annahmekosten Deponie) entsorgt werden. Mit dem richtigen Wissen, verkaufst Du sie an Interessierte. Wichtig ist dabei , dass Du dich lieber früher statt später darum kümmerst und mehrere Optionen bereit hältst, falls eine wegbricht.
Nachhaltigkeits-Infos:
Erde ist kein Abfall sondern eine wertvolle Ressource. Wenn Du sie nicht benötigst braucht sie sicher jemand in Deiner Nähe. Mit etwas Planung lassen sich lange Wege und unnötige Lagerungen vermeiden. Beachte dabei bitte immer Richtlinien und Vorgaben, um Deine Umwelt zu schonen und nachhaltig zu beeinflussen.
Wann bist Du hier richtig?
Auch wenn jedes Bauvorhaben unterschiedlich ist, eins haben viele gemeinsam: Es fällt Erdaushub an. Planst Du Pool-, Teich-, Garten-, Hausbau oder andere Tätigkeiten wo viel Erdaushub anfällt, den Du nicht nur bei Dir selbst unterbringen kannst…
Wann bist Du hier nicht richtig?
Wenn Du ein Baumhaus baust, Dir Erde fehlt oder Du lieber Hügel errichtest statt Löcher gräbst.
Lass uns zusammen einen Blick hinter die Kulissen werfen und zusammentragen was wirklich wichtig ist, wenn Du zu viel Boden zur Verfügung hast und nicht weißt wohin damit.
CHECKLISTE 1-10
1. Vermeide überschüssige Mengen
Durch gute Planung kann es Dir gelingen Erdhaufen zu vermeiden, etwa indem geplante Fundamente nicht zu tief ausgehoben werden. Dann zahlst Du wie
wir doppelt, einmal für das übertriebene Ausheben und dann für die Ausgleichsmenge an Aufschotterung, die notwendig ist.
2. Berechne die Menge
Je nach Menge an anfallender Bodenmenge unterscheiden sich Möglichkeiten und Vorschriften. Größere Mengen (ab 200 m3) müssen geprüft werden, denn fruchtbare Erde muss vor Entsorgung geschützt werden (§202 BauGB). Auch lassen sich so eventuelle Kosten abwägen und vergleichen. Immer wieder hören wir, dass berechnete Erdmengen von Experten als zu niedrig angesetzt wurden. Deswegen lohnt es sich skeptisch zu sein und den betreuenden Partnern doppelt auf die Finger zu schauen. Ansonsten wird aus einem eigentlich vereinbarten Pauschalpreis, schnell ein teurer Mengen-Preis weil die berechnete Maximal-Menge erreicht wurde. Wir schreiben mit Erfahrung, da wir auch mit diesem Trick Bekanntschaft machen Durften. Du kannst Durch das Ausmessen schon sehr genau die Menge mithilfe der Volumenformel schätzen indem Du alle drei Seiten des Aushubs misst (V=a*b*c). Oder Du versuchst dich mit einem Lasermessgerät, wenn Du technisch affin bist. Bei Berechnung nach Tonnen (t) musst Du beachten, dass nasse Erde schwerer ist. Ein paar Regenschauer weniger sparen bei dem klassischen Weg der Deponielagerung einige Kosten.
3. Bestimmte Qualität und Wert des Bodens
Bevor Du selbst in die Spur gehst und teure Analysen erstellen lässt, informiere Dich ob es bereits Informationen Durch Nachbar-Analysen zur Qualität in der Umgebung gibt. Je nachdem ob etwa Belastungen Durch z. B. mittelalterliche Bergbautätigkeiten vorhanden sind oder der Boden nährstoffhaltig und natürlich gewachsen ist, ergeben sich unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten, die den Wert Deines Bodens beeinflussen. Details erklären wir Dir in diesem Artikel. [Was ist mein Boden Wert?].
Genaue Informationen zu Möglichkeiten Beschaffenheit und Qualität zu bestimmen, findest Du in diesem Artikel [Arten der Bodenanalyse]. Je nach Analyse-Art ergeben sich unterschiedliche Preise. Ein paar Beispiele findest Du hier:
Untersuchung - Kosten
In-situ-Untersuchung (4 Proben) - 1.800,- bis 2.300,- Euro
Haufwerksuntersuchung (2 Proben, DIN 19698-2) - 1.000,- bis 1.300,- Euro
LfU-Deponie-Info 3 Haufwerksuntersuchung aushubüberwachte und homogene Böden (9 Proben, Untersuchung 2 Proben) - 1.700,- bis 2.400,- Euro
LAGA PN 98 Haufwerksuntersuchung (Entnahme und Untersuchung von 9 Proben) - 3.800,- bis 4.400,- Euro
4. Prüfe die Wiederverwendbarkeit
Oft wird Erdaushub abgefahren und später wieder anderer Aushub herbeigeholt, was für die Umwelt, die regionalen Bodeneigenschaften und natürlich aus Kostensicht fragwürdig ist. Du kannst Aushub im eigenen Garten wiederverwenden – etwa zur Neugestaltung Durch hügelige Landschaften die oftmals auch als Schallschutz dienen.
Die oberste Schicht wird häufig als Mutterboden wiederverwendet, da sie meist Nährstoffe für Blumen und Pflanzen bietet. Wie Du dafür nötigen Humus Durch Kompost selbst erstellst, erklären wir Dir hier [Artikel – Humusherstellung selbstgemacht]. Hilfreich ist oft schon weniger nährstoffreihen Boden mit Sand oder frischer Blumenerde zu mischen.
Unbelasteter Boden ist auf Baustellen wiederverwendbar, gering belasteter Boden in Gruben in Gruben, Tagebauen, Brüchen, technischen Bauwerken verbaubar und höher belasteter Boden oft nur noch in Deponien verwertbar. Unter bestimmten Kriterien (§ 5 Abs. 1 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG)) kann eine Weiternutzung auch hier stattfinden
5. Erkenne den Bedarf von anderen
Wenn Du sicher bist, dass Du keinen weiteren Boden benötigst, kannst Du bei der Gemeindeverwaltung, auf Plattformen und in Foren recherchieren. Nachdem uns der Winzer im Stich gelassen hat, konnten wir innerhalb weniger Tage einen weiteren Interessenten gewinnen, der uns über eine Plattform angeschrieben hatte, auf welcher wir etwa ein knappes Jahr vor Baubeginn den überschüssigen Boden inseriert hatten. Wenn Du ein Angebot erstellst, sind die wichtigsten Informationen Menge, Qualität, Ort und Kosten.
6. Informiere dich über Richtlinien Deiner Region
Der Interessent hatte im Nachbarort ein Baugrundstück. Erfreut über die Abnahme und den damit verbunden Einnahmen statt Kosten, haben wir unseren Erdarbeiter zum Interessenten-Grundstück gelotst wo sich schnell die Erdhaufen türmten. Nachdem schon einige LKW abgekippt waren, bekamen wir einen Anruf vom zuständigen Bauamt, welches uns mitteilte, dass noch keine Baugenehmigung beim Interessenten vorliegt, was einen sofortigen Stopp der Arbeiten mit sich brachte. Der Albtraum startet erneut. Deswegen achtet immer auf die Vorgaben eurer Region zu Erdbewegung, Lagerung und Verbau. Oftmals ist der Eingriff und die Änderung geografischer Gegebenheiten nur mit Genehmigung oder im bestimmten Umfang zulässig. Dazu kann das Baurechtsamt weitere Infos geben und das Amt für Wasserwirtschaft und Bodenschutz kennt Vorschriften und Schutzgebiete bzgl. Wasser und Grundwassereinfluss. Auch hat die Kreisverwaltungsbehörde oft die richtigen Ansprechpartner parat.
7. Informiere dich nach Zwischenlagermöglichkeiten
Zum Glück hatten wir in der Bauvorbereitung bereits mit einigen Bauern der Region gesprochen und konnten so eine Zwischenlagerung zwischen unserem Abnehmer und einem Bauern arrangieren, was unserem Albtraum ein Ende setzte. Du kannst Aushub in Deinem eigenen Garten, bei Nachfrage auf anderen Baugeländen und angrenzenden Feldern zwischenlagern, was organisatorisch, für die Umwelt und finanziell zu raten ist.
8. Organisiere den Transport und die Miete von Geräten
Stimme dich mit dem Interessenten je nach Menge ab, welche Geräte relevant sein könnten und wie Kosten aufgeteilt werden. Hohes Erdvolumen und zeitkritische Termine lassen den LKW als geeignet erscheinen. Ist das Volumen des Aushubs nicht so groß und es wird über einen längeren Zeitraum ausgehoben, könnte der Container oder ein Hänger sinnvoll sein, die eine Weile zur Befüllung stehen.
Bei der Miete eines Baggers ist darauf zu achten, dass die notwendige Expertise zur Steuerung vorhanden ist oder hier auf Fähigkeiten im Bekanntenkreis oder doch einen professionellen Fahrer zurückgegriffen wird. Bei der Ausstattung ist darauf zu achten, dass Ketten gut für Erdfahrten aber nicht gut für Straßen sind. Besonders Pflastersteine leiden unter den Lenkmanövern. Je mehr Volumen zu bewegen ist, desto größer sollte der Bagger sein um effizient zu arbeiten. Beachtet aber auch, dass entsprechend tiefere Spuren entstehen und die Handlichkeit geringer wird. Für verwinkelte Grabarbeiten, sind ein Arm und eine Schaufel mit Schwenkmöglichkeit zu empfehlen. Prüft auch, ob ihr weiteres Zubehör benötigt. Am Ende begrenzt der Zugang zum Grundstück die mögliche Spurbreite und die Maße des Geräts. Kleinere Haufen könne bei Ausdauer natürlich auch mit Schaufel und Schubkarre bewegt werden. Dann sparst Du Dir Direkt das Fitnessstudio.
Für nasse Zeiten sind Wassersperren und Planen hilfreich um Ausspülungen zu vermeiden.
Wichtig für die Anfahrt sind die Maße des Fahrzeugs entsprechend der vorhandenen Zufahrt abzuwägen und sowohl Wendemöglichkeit als auch die Beschaffenheit des Untergrunds zu beachten. Gerade bei nassem Wetter und schweren Maschinen kann das sehr hilfreich sein.
Auch müsst ihr notwendige Sperrungen prüfen und beantragen damit die Versicherung greift etwa bei Unfällen. Oft unterschätzt, aber hilfreich sind Bilder für Zulieferer oder Vor-Ortbesichtigungen, damit bei der Lieferung kein böses Erwachen oder Schuldzuweisungen hervorgerufen werden. LKW-FahrerInnen lieben oft ihre Fahrzeuge und Lacke. Deswegen achtet auf Büsche, Bäume und enge Wendemöglichkeiten und informiert sie vorab darüber.
9. Koordiniere den Ablauf
Fast am Ziel müsst ihr nur noch rechtzeitig die richtigen Helfer zum richtigen Zeitraum organisieren. Gebt am besten auch freundlich in der Nachbarschaft Bescheid, damit keine Spannungen entstehen. Prüft in dem Zusammenhang, dass keine ÜberschneiDungen mit anderen den Verkehr beeinflussenden Aktivitäten stattfinden, wie beispielsweise Umzüge oder Belieferungen anderer Baustellen.
Seid bei der Bestellung von Geräten auch penibel und lieber früher dran bevor ihr sie nicht mehr bekommt. Achtet hier auch auf die genaue Zeit, welche ihr vereinbart, damit möglicherweise bestellte Bagger-/ LKW-FahrerInnen nicht warten müssen oder zu spät starten. Versichert Euch, welches Zubehör inbegriffen ist, Optionen zur Verlängerung der Mietdauer, wie läuft der Betankungsprozess und welche Kosten fallen für die Anlieferung der Gerätschaft an. Ist alles inkludiert oder verstecken sich irgendwo Kosten.
10. Finalisiere den Verkauf
Zu guter letzt fehlt nur noch der Verkaufsprozess. Nutzt immer den Verhandlungsspielraum aber bleibt fair. Bei größeren Mengen und mehreren Randbedingungen lohnt sich meist ein Kaufvertrag.
Es lohnt sich, sich etwas intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen, denn dann kann Boden sogar gewinnbringend verkauft, statt teuer entsorgt werden. Erde ist wertvoll und kein Abfall.
- Vermeide Überschüssige Mengen
- Berechne die Menge
- Bestimmte Qualität und Wert des Bodens
- Prüfe die Wiederverwendbarkeit
- Erkenne den Bedarf von anderen
- Informiere dich über Richtlinien Deiner Region
- Informiere dich nach Zwischenlagermöglichkeiten
- Organisiere den Transport und die Miete von Geräten
- Koordiniere den Ablauf
- Finalisiere den Verkauf
Hast Du ähnliche Erfahrungen sammeln können oder sogar weitere wichtige Tipps parat, dann sind wir interessiert an Deinen Schilderungen.